Wir sind gekommen, um zu bleiben
Döbeln: Floorball 1. Bundesliga
Einen Saisonstart nach Maß haben am Sonnabend die Floorballer des UHC Döbeln 06 in der 1. Bundesliga hingelegt: Gegen den TV Lilienthal siegte der Gastgeber mit 9:8. Das Drehbuch des Spiels ähnelte dabei allerdings einmal mehr dem eines Krimis. Denn obwohl die Döbelner über weite Strecken der Begegnung das Spiel machten, lagen sie zwei Drittel lang zurück.
Sie sind „gekommen, um zu bleiben“ in der Königsklasse. Das hatten die Gastgeber nicht nur in ihrem ersten Programmheft der Saison geschrieben. Sie zeigten es auch auf dem Parkett einer mit knapp 300 Zuschauern gefüllten Stadtsporthalle. Auch wenn schon in den ersten Minuten des ersten Drittels die alte Abschlussschwäche der Döbelner für Stöhnen und Haareraufen auf den Rängen sorgte – ihre Spielfreude und die offenkundige Weiterentwicklung der Mannschaft ließen hoffen, ja ahnen, dass sie den Lilienthalern hier nicht ohne Weiteres den Vortritt lassen würden.
Nach acht umkämpften Minuten kassieren die Döbelner in Unterzahl das 0:1. Doch es sieht gut aus, was die Gastgeber hier machen. Aggressiv und erfolgreich in den Zweikämpfen, schnell und wendig zeigen sie sich. Dass sie es sind, die den Lilienthalern ihr Spiel aufdiktieren, wird in der 13. Minute das erste Mal belohnt: Enno Franze schießt nach überlegter Vorlage von UHC-Kapitän Martin Sauermann das erste Döbelner Tor in dieser Bundesliga-Saison – 1:1. Danach kann sich Daniel Bachmann im Tor der Döbelner auszeichnen – er wird es noch oft in diesem Spiel tun. Dem Goalie ist die harte Vorbereitung der vergangenen Monate anzusehen, wie viele andere in der Mannschaft hat er ein paar Pfunde abgelegt. Sie wirken dynamischer diese Jungs und gewitzter am Ball – auch, wenn sie kurz vor Abpfiff des ersten Drittels noch den zweiten Gegentreffer kassieren.
Wieder Enno Franze ist es, der die Halle toben lässt. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff schießt er das 2:2 nach Vorlage von Rico Haase. Danach schlittern die Döbelner in eine kurze Schwächephase, in der sie zwei Gegentreffer einstecken müssen (2:4). Doch dann machen die UHC-Cracks das, wofür ihre Fans sie so lieben: In Unterzahl – fünf Minuten wegen Meckerns für Philip Schramm – schießen sie ein Tor. Es ist Top-Scorer Rico Haase, der die Döbelner Herzen in der 37. Minute noch höher schlagen lässt, als sie es so schon tun. Die vorübergehende Ernüchterung folgt fast auf dem Fuß – wieder schaffen es die Lilienthaler in der letzten Minute des Drittels ein Tor zu schießen (3:5).
Die letzten 20 Minuten werden die der Döbelner, obwohl beim 3:6 nach zwei Minuten die Zeichen eher auf Resignation stehen. Doch die Gastgeber kämpfen sich zurück ins Spiel und lassen sich auch vom zwischenzeitlich etwas unfairen Aktionen des Gegners nicht aus der Ruhe bringen. Ondrej Kavalier, einem der drei tschechischen Kollegen im UHC-Team, gelingt aus dem Gewühl vorm TV-Tor heraus das 4:6. Döbeln bläst zum Sturm, die Halle tobt. Paul Thomas, 19-jähriger Offensiv-Zuwachs aus Tschechien schießt in der 48. Minute das 5:6, 17 Sekunden später lässt wieder Rico Haase seine Klasse aufblitzen und macht das 6:6. Kaum zu halten ist das Publikum, als selber Spieler drei Minuten später aus dem Nichts mit einem traumhaften Tor die erste Führung der Döbelner in diesem Spiel markiert. „Tut uns zwar Leid für euch“, kann UHC-Chef und Hallensprecher Stefan Müller angesichts des Jubels in der Halle da nur in Richtung Gäste übers Mikro schicken, „aber für uns ist das einfach nur schön!“ Die Lilienthaler revanchieren sich eine Minute später mit dem Ausgleich, unter Mithilfe von Robyn Spörrer nach einem überflüssigen Ballverlust (7:7). Doch den macht der UHC-Rückkehrer wieder wett, als er nach sechs umkämpften Minuten erneut die Führung für sein Team herstellt. Es folgen atemlose zwei Minuten. Jetzt nur keinen Fehler machen. Doch das 8:8 fällt, eine Minute vor Abpfiff. Jetzt gilt es! Das Publikum steht auf den Rängen, klatscht seine Mannschaft durch die letzte Spielminute. Und während manch einer insgeheim schon froh über ein Unentschieden ist, setzen die Döbelner ihrem Auftritt im ersten Saisonspiel noch die Krone auf. Martin Sauermann schießt 30 Sekunden vor Abpfiff das 9:8 und die Halle versinkt im Freudentaumel. Dieses Team hat gezeigt: „Wir sind gekommen, um zu bleiben“.
Manuela Engelmann, Döbelner Allgemeine Zeitung (17.09.2012)