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Hoffen auf den Milan-Effekt

Tschechischer Floorball-Coach wird ab Montag das Training bei Bundesligist UHC Döbeln leiten und auch mit dem Nachwuchs arbeiten.

Döbeln. Noch zwei Spiele haben die Bundesliga-Floorballer des UHC Döbeln zu bestreiten, bis sie in den Play-downs gegen den Abstieg kämpfen werden. Auf den letzten Metern dieser Saison, die für die Döbelner nicht wirklich optimal verlief, werden sie von Milan Gratzl begleitet. Der Tscheche ist der neue Coach des Bundesligateams. Der Verein hätte ihn gern früher verpflichtet. Die Frage sei nicht, ob Milan Gratzl die Mannschaft vor dem drohenden Abstieg retten kann, sagt Vereinschef Stephan Müller. Vielmehr wäre die Saison wohl anders verlaufen, wenn man früher einen neuen Trainer gehabt hätte. Dann stünde das Team jetzt vermutlich nicht wieder dort, wo es schon vor einem Jahr stand – kurz vor dem Abgrund, der in diesem Fall 2. Bundesliga heißt.

Dass es nicht eher mit einer Verpflichtung geklappt hat, nimmt Müller auf seine Kappe und stellt sich damit vor die Mannschaft, die vom letzten Tabellenplatz der 1. Bundesliga einfach nicht weggekommen ist. „Mit meinem Amtsantritt habe ich gesagt, dass es unsere Hauptaufgabe sein muss, einen Trainer für diese Mannschaft zu bekommen, der nicht zugleich selbst Spieler ist.“ Für Müller ist die Trainerfrage das entscheidende Kriterium bei der Suche nach Antworten auf die Frage, warum der UHC einmal mehr in den Play-downs und nicht wie angestrebt, in den Play-offs spielt.

Dabei hat man sich um einen neuen Coach bemüht. Drei Anfragen folgten drei Absagen. Das Problem: In Deutschland gibt es nahezu keine frei verfügbaren guten Floorball-Coaches, das Beet ist einfach zu dürr bestellt. Die Döbelner hatten Kontakt nach Schweden und Tschechien. Dorthin, wo letztlich auch Milan Gratzl herkommt. Der ausgebildete Floorball-Trainer stand in Diensten des befreundeten Partnervereins des UHC, den FC Karlovy Vary Hurrican. „Er konnte nicht früher zu uns kommen, weil er noch ein reguläres Arbeitsverhältnis in Tschechien hatte.“

Milan Gratzl ist 29 Jahre alt und Familienvater. Ab Montag wird der Floorball-Coach regelmäßig in Döbeln sein und auch das erste Mal das Training leiten. Uwe Wolf, der bislang als Spielertrainer die Mannschaft betreut hat, wird ins zweite Glied rücken, gemeinsam mit Gratzl die Trainingsarbeit absichern. Um sicherzustellen, dass der Tscheche längerfristig in Döbeln bleibt, hat ihm der Verein Wohnung und Arbeit besorgt. Stephan Müller wäre es das liebste, wenn auch die Familie des Tschechen nachkäme. „Dann könnten wir noch besser planen.“ Von der Tatsache, dass mit Milan Gratzl nun endlich wieder ein Trainer gefunden wurde, der die Mannschaft nicht kennt und einen unbeeindruckten Blick von Außen haben sollte, erhofft sich der Verein einen großen Effekt. Wenn nicht mehr in dieser Saison, die für Stephan Müller allerdings noch nicht mit dem Abstieg besiegelt ist, dann wohl aber in der nächsten.

Egal, in welcher Liga die Döbelner dann mit ihrer ersten Mannschaft spielen, die Planungen für die Vorbereitung laufen bereits. Viel mehr Testspiele und eine wesentlich kürzere Pause sind vorgesehen. „Wir können es uns nicht leisten, wie bisher nur mal zwei Tests zu bestreiten.“ Auf jeden Fall wolle man sich auch international testen, mit den Kontakten nach Karlsbad sollte das eines der lösbaren Probleme sein.

Dass Milan Gratzl nicht nur mit dem Bundesligakader arbeiten will, sondern auch mit dem Nachwuchs, kommt den Vereinsverantwortlichen sehr entgegen. „Unseren Nachwuchs weiter zu entwickeln, muss in unserem Sinne und eine unserer wichtigsten Aufgaben sein“, sagt Müller und erzählt weiter, dass in der kommenden Saison wieder definitiv vier Spieler aus den eigenen Reihen in die erste Mannschaft aufrücken werden. „Egal, in welcher Liga wir dann spielen.“ Generell sei es besser, sich nicht an die 1. Bundesliga zu klammern, im Zweifelsfall sei die 2. Liga für die jüngeren Spieler sogar ein besserer Weg, weiter zu wachsen.

„Unser Problem ist, dass zwischen unseren alteingesessenen Spielern, die irgendwann einmal zusammen als diese Mannschaft aufgewachsen sind und nun Stück für Stück aus Altersgründen das Team verlassen und dem sehr jungen Nachwuchs eine Generation fehlt. Da hätte man in der Vergangenheit schon mal einen Jahrgang nachwachsen lassen müssen.“ Das Ergänzen der Mannschaft mit ausländischen Spielern und nun einem tschechischen Trainer ließe sich nicht umgehen und sei ligaweit gängig. Doch bei allem tschechischen Blut, das neuerdings durch die Adern des Döbelner Bundesligateams fließt, es soll und werde in seinen größten Teilen immer aus einheimischen Spielern bestehen. Den Grundstein dafür versuchen die Döbelner mit ihrer Nachwuchsarbeit zu legen.

Manuela Engelmann, Döbelner Allgemeine Zeitung (01.03.2014)

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