Zeit nehmen, feste Struktur aufbauen
Floorball: UHC Döbeln 06 will nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga mit stark verjüngter Mannschaft nicht gleich wieder in die Königsklasse und Milan Gratzl soll das Training im Verein systematisieren. Der UHC Döbeln 06 ist in die zweite Reihe zurückgetreten. Nicht nur, was die Spielklasse betrifft. Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga vergangene Saison lässt es der Verein jetzt bewusst ruhig angehen. Und will seiner ersten Mannschaft in der 2. Bundesliga die Möglichkeit geben zu wachsen.
Ruhig geht es im Training nicht zu. Schon gar nicht mit Milan Gratzl. Der tschechische Coach, den der Verein bereits zum Ende der vergangenen Saison verpflichtet hat, verlangt viel und ist wesentlich lauter an der Außenlinie als zuvor Spielertrainer Uwe Wolf. Der hat die Mannschaft verlassen, wie viele andere alt bekannte Gesichter auch. Der Generationenwechsel hat auch Rico Haase und Martin Sauermann mitgenommen und Franz-Philipp Seidel ist zurück nach Dresden gegangen, um dort 1. Bundesliga zu spielen. Geblieben aus der „alten“ Garde sind Enno Franze, Daniel Bachmann und Michael Schulz. Und Lubosh Deraha sowie Martin Potucek, die jetzt in Döbeln immerhin in ihre dritte Saison gehen. Ihre Landsleute Kirchmann, Mazanek und Kudrnac sind zurück in der Heimat.
Dafür gibt es jede Menge neue Gesichter in der Mannschaft – Maximilian Möbius, Max Kunert, Lukas Schaaf und Franz Tempel kommen aus dem eigenen Nachwuchs. Der 18-jährige Goalie Lenny Wendisch ist nach einer Floorballpause wieder aktiv und soll mit dem ab Oktober nach einer Verletzung wieder aktiven Daniel Siegmund die Goalie-Position verstärken. Die Verjüngung ist nicht nur erforderlich, sondern auch gewollt. „Wir legen Wert auf unseren eigenen Nachwuchs“, sagt Vereinschef Stephan Müller. Und auch wenn noch ein, eventuell zwei neue tschechische Spieler ins Team kommen sollen: „Wir wollen keinen FC Karlsbad aus unserem Verein machen.“
Nach vier Wochen Kraft- und Ausdauer-Training haben die Spieler jetzt seit einer Woche wieder einen Stock in der Hand. Milan Gratzl setzt viel voraus und der 30-Jährige lässt kaum etwas üben ohne den Stock. Für die Döbelner Spieler ist die Zusammenarbeit mit dem Tschechen ein Lernprozess, der für die meisten über das normale Training hinausgeht. Sie müssen ihre Konzentration extrem hoch halten, schnell erfassen, auf Handzeichen achten. Der neue Coach ist hoch motiviert, wäre am liebsten sofort wieder aufgestiegen. Doch der Vorstand hat die Bremse gezogen. Die Mannschaft soll Zeit bekommen. „Ich denke, das Niveau der 2. Liga ist gut für unsere jungen Spieler“, sagt Müller.
Milan Gratzl kommt eine aus Vereinssicht viel wichtigere Aufgabe zu, als „nur“ ein Aufstieg der ersten Männermannschaft. Er soll Struktur ins Training bringen – ein System entwickeln vom Nachwuchs angefangen über die Regionalliga-Herren bis nach oben. Dafür wird er einmal im Monat bei allen Kinder- und Jugendmannschaften vorbeischauen. Dass der Tscheche vor Ort lebt und arbeitet, eröffnet dem Verein so manche Möglichkeit. Auch die eines dritten Trainingstages in der Woche. Statt wie bisher zweimal, werden die Bundesliga-Herren auch während der Saison dreimal an den Stock gebeten, um zu lernen.
Manuela Engelmann, Döbelner Allgemeine Zeitung (07.08.2014)