•Zwischen Hoffen und Bangen
Unihockey, 1. Bundesliga (Abstiegsrunde): UHC Döbeln – SG Adelsberg Floor Fighters 4:5 (1:2; 1:1; 2:1)
Döbeln. Gut möglich, dass Stephan Richter in diesem einen Moment die Tränen kamen: 32 Sekunden nach Anpfiff der letzten zehn Minuten im Spiel gegen die SG Adelsberg Floor Fighters zerstörte ein Ball, ein Schuss die Hoffnung der Döbelner Unihockeyspieler, diese Partie doch noch für sich entscheiden zu können. Bis zu diesem Moment hatte der Tormann den Kasten des UHC verteidigt, verteidigt, verteidigt und das Atem anhaltende, bangende Publikum ein ums andere Mal erleichtert aufstöhnen lassen. Doch in dieser Sekunde, als das 4:5 fiel und das Spiel beendete, sackte die über zwei Stunden aufgebaute Spannung schlagartig zusammen. Fassungslosigkeit und Enttäuschung machten sich in der Halle breit.
Nach drei Dritteln stand es 4:4 – ein Kampf-Ergebnis, das alle Beteiligten Kraft und Nerven gekostet hatte. Die erste Ernüchterung im Döbelner Lager setzt nach zwei Minuten ein, als die Chemnitzer das 0:1 schießen. Richter im UHC-Tor – zu Beginn der Saison noch in Diensten der Floor Fighters – muss schon jetzt glänzen. Macht er auch. Nach sechs Minuten der zweite Schock, als Hannes Hohenstein verletzt ausscheidet. Für ihn ist das Spiel zu Ende. Nach einer gefühlten Stunde dann endlich der Ausgleich durch Uwe Wolf in der zehnten Minute – nach unzähligen vergeblichen Versuchen. Die ziehen sich auch wie ein roter Faden durch das Spiel, das zu keiner Zeit wirklich geordnet wirkt. Döbeln ist bemüht, aber sichtlich nervös, zeitweise regelrecht kopflos. Ähnlich allerdings die Chemnitzer.
Die Nerven liegen blank
Dass die Nerven blank liegen, zeigt die Aggressivität, mit der die Zweikämpfe geführt werden. Beide Teams bewegen sich – auch dabei – auf Augenhöhe. Döbeln ist ohne Schussglück, das Chemnitzer Tor scheint wie vernagelt. Die Angriffe der Gastgeber sind oft gut gedacht, doch es hapert an der Umsetzung. Die wird auch erschwert durch die permanent störenden Attacken der Floor Fighters. Zu oft lassen sich die Döbelner den Ball einfach abnehmen. Und dann auch noch das: Eine Sekunde vor Abpfiff des ersten Drittel – das 1:2…
„Ein Tor wär’ jetzt schön“
Noch besteht Hoffnung. Doch die relativiert sich schnell. Döbeln kann auch eine Überzahl zu Beginn des zweiten Drittels nicht nutzen. Bälle werden ins Leere gespielt, vieles wirkt zufällig. Als dann nach zehn Minuten das 1:3 fällt, wird Trainer David Makin am Spielfeldrand laut: „Macht die Augen auf!“, brüllt er mit verschränkten Armen. Es dauert noch sechs Minuten, bis Martin Sauermann für einen Aufschrei im Publikum sorgt – das 2:3, endlich! Kurz darauf droht die Stimmung in der Halle zu eskalieren, als erneut ein Döbelner Spieler Opfer des zuweilen rabiaten Vorgehens der Chemnitzer wird – Oliver Hofmann liegt am Boden (siehe Foto oben). Im Gegensatz zu Hannes Hohenstein kann er später weiterspielen und revanchiert sich bei den Chemnitzern in der ersten Minute des letzten Drittels mit einem – Entschuldigung! – geilen Tor (3:3). Fünf Minuten später erneut Ernüchterung – das 3:4, wenige Sekunden danach vergibt Uwe Wolf eine Riesenchance zu Ausgleich. Acht Minuten vor Schluss meint ein Döbelner Zuschauer: „Ein Tor wär’ jetzt schön“, und als hätte Rico Haase nur darauf gewartet, versenkt er den Ball zum 4:4. Nun nimmt die Partie zuweilen chaotische Züge an. Beide Teams drängen auf das Siegtor, die beiden Hüter stehen unter Beschuss. Stephan Richter im UHC-Kasten behält die Nerven, sein Gegenüber auch, dann die Schlussirene. Die Regel sagt: Zehn Minuten maximal werden noch gespielt, wem in dieser Zeit ein Tor gelingt, der hat gewonnen. 32 Sekunden nach Wiederanpfiff sind das die Chemnitzer. Leider. Manuela Engelmann
UHC Döbeln: Stephan Richter, Oliver Hofmann (1), Enrico Franze, Ricardo Franze, Stefan Bartel, Stefan Liers, Rico Haase (1), Uwe Wolf (1), Martin Sauermann (1), Hannes Hohenstein, David Rudolph, Michael Schulz. Zuschauer: 200.
Seinen Sturz in die Bande nahm ihn kurzzeitig aus dem Spiel. Er „revanchierte“ sich später mit einem tollen Tor zum 3:3.
Döbelner Allgemeine Zeitung (23.03.2009)