»Unihockey und Physiotherapie
Training zwischen Prävention und Massage: Seit dieser Saison gehört Physiotherapeutin Ines Augustin zum Unihockey-Team
Döbeln. „Nein, jetzt keine Dehnung bitte! Die Beine nur ausschütteln.“ Sanft, aber bestimmt lenkt Ines Augustin die deutlich erschöpften Jungs auf dem Boden. Die gehorchen ihr aufs Wort, auch wenn das manchmal echt anstrengend sein kann und den Sportlern die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Seit dieser Saison gehört die 39-jährige Physiotherapeutin fest zum Trainerstamm der Bundesligamannschaft des UHC Döbeln und hat damit eine Aufgabe übernommen, die nicht nur ihr Spaß macht, sondern die auch in der Mannschaft gut ankommt.
„Ines, kannst du mal…?“ Mit der Hand im Kreuz hat Stephan Barthel das Training unterbrochen. Mit geübtem Griff lindert die einzige Frau im Team den Schmerz im Rücken. Die Möglichkeit dieser Vor-Ort-Behandlung ist neu für die Spieler und wird inzwischen rege genutzt. „Das geht beim Training wirklich ständig so“, schmunzelt Ines Augustin, „aber es hat auch ungefähr ein dreiviertel Jahr gedauert, bis die Hemmschwelle überwunden war.“
Inzwischen gibt es keine Berührungsängste mehr, ist die Döbelnerin als Ansprechpartnerin bei sämtlichen körperlichen Beschwerden ein fester Bestandteil des Teams. Zwei Jahre ist es her, dass Ines Augustin das erste Mal Kontakt zum Unihockey hatte. Damals war der verletzte Enno Franze zur Behandlung zu ihr gekommen. „Von da an kamen immer häufiger Unihockeyspieler zu mir – um sich helfen zu lassen oder auch, um einfach Tipps zu holen.“ Irgendwann besucht Ines Augustin ein Spiel der Unihockeys, fängt Feuer und ist schließlich zunächst nur zu den Heimspielen, dann auch auswärts mit von der Partie. Während dieser Zeit macht sie eine Zusatzausbildung, als diese abgeschlossen ist, entschließt sich die zweifache Mutter zu „ganz oder gar nicht“ und steht der Mannschaft seit dem nicht nur mit Muskellockerung nach dem Spiel zur Verfügung, sondern mit Beginn der Saisonvorbereitung auch als Verantwortliche im Trainerteam für Prävention und Regeneration. „Ich habe mir damit auch einen Traum erfüllt“, sagt Ines Augustin, die gern mit Menschen zusammen arbeitet und auch aufgrund ihrer eigenen Vergangenheit als Schwimmerin dem Sport verbunden ist. Einmal eine Mannschaft in dieser Form wie sie es jetzt tut betreuen zu können – das war ihr Wunsch.
Dafür nimmt sie es gern auf sich, zweimal pro Woche beim Training zu sein und natürlich auch zu jedem Spiel Gewehr bei Fuß zu stehen. „Die Spieler rufen auch oft an, wenn ihnen etwas fehlt oder wenn sie einen Rat brauchen.“ Das freut Ines Augustin und zeigt ihr, dass ihre ehrenamtliche Arbeit Sinn macht.
Die Trainingspläne für die neue Saison haben Rainer Franze, Spieler Uwe Wolf, der zurzeit eine Trainerausbildung macht, und sie gemeinsam erarbeitet. Ihr Part dabei ist die Prävention und Regeneration. Mit den von ihr gewählten Übungen sollen die Gelenke stabilisiert werden, um Verletzungen vorzubeugen. Dass dabei häufig der Terra-Bänder zum Einsatz kommen, daran haben sich die jungen Männer inzwischen gewöhnt und nehmen das Training auch auf diesem Gebiet ernst. Genauso eröffnet die Regeneration nach dem Training den Spielern völlig neue Horizonte: Entspannen sie doch jetzt nach der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson. Auch Autogenes Training steht auf dem Plan und natürlich Muskeldehnung. Besonders angenehm: Nach jedem Spiel gibt’s für jeden (!) Spieler eine Massage von Ines Augustin – was dann tatsächlich Arbeit für die 39-Jährige ist. Trainer Rainer Franze findet’s klasse, dass er mit Ines Augustin eine Partnerin an der Seite hat, die im medizinischen Bereich fit ist. „Für uns ist es nicht nur vor dem Spiel, sondern auch danach eine Entlastung.“
Fit ist die Team-Physiotherapeutin übrigens mittlerweile auch auf einem anderen Gebiet: „Ich hab mir inzwischen auch ein Unihockey-Buch gekauft und die Spielregeln gelernt…“, lacht sie. Ganz oder gar nicht eben.
(Manuela Engelmann)
Döbelner Allgemeine Zeitung (26.07.2008)