Unihockey – das geht auch ohne Universität

Döbeln. „Unihockey? Was is’n das?“ Diese Frage ist Cornelia Hofmann im Gedächtnis geblieben. Nach einer Auswärtspartie wurde ein Döbelner Unihockey-Crack in einer Leipziger Klinik behandelt. Der Arzt, so erzählt Hofmann, habe verwundert den Kopf geschüttelt: „Bei uns an der Uni wird kein Hockey gespielt.“

Heute können Cornelia und Jens Hofmann, deren Engagement den UHC Döbeln 06 geprägt hat, darüber lachen. Doch leicht war es vor zehn Jahren nicht, eine Sportart, die nur wenige kannten, in der Sportstadt Döbeln zu etablieren; der unbedingte Wille einen eigenständigen Unihockey-Verein zu gründen, rief auch die Skeptiker auf den Plan. Heute ist der UHC Döbeln 06 aus der Sportstadt nicht mehr wegzudenken. Was im Schulsport geboren wurde, wuchs rasant zu einer Erfolgsgeschichte heran, mit Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus. Jahr für Jahr misst sich seitdem das kleinere Döbeln auf Bundesliga-Niveau mit den deutschen Großstädten und macht bei der Ausrichtung von Meisterschaften und Wettkämpfen eine gute Figur.

„Ich bin total begeistert, dass es so weit gekommen ist“, strahlt Wieland Oehme. Er brachte den Stein ins Rollen und durfte auf der Geburtstagsfeier zum Zehnjährigen des UHC Döbeln 06 am Wochenende nicht fehlen. Damals unterrichtete der Leipziger an der Mittelschule „Am Holländer“ und fand in Unihockey – nunmehr Floorball – einen Sport, der ihn auch aus pädagogischer Sicht begeisterte. „Eine Sportart, die für Jungen und Mädchen gleichermaßen geeignet ist, mit einem einfachen Regelwerk“, schwärmt Wieland Oehme. „Wer den Schläger einmal in der Hand gehalten hat, konnte damit sofort etwas anfangen und hatte Erfolg.“

Wieland Oehmes Leidenschaft steckte an. Zunächst war es Cornelia Hofmann, die ihm beim Unihockey im Schulsport half, dann kam Ehemann Jens dazu. Sohn Oliver wurde Teil der Mannschaft. Aber nur zu trainieren war auf Dauer langweilig. Die Kinder wollten sich mit anderen messen, nahmen an der Lipsiade in Leipzig teil. Mit seinen Siegen weckte der Underdog deutschlandweit Aufmerksamkeit – und nährte den Wunsch nach mehr.

Nach dem Weggang Wieland Oehmes aus Döbeln nahmen sich Familie Hofmann und ihre Mitstreiter seinem Erbe an, trieben die Gründung eines eigenständigen Unihockey-Vereins voran, trainierten die Sportler, suchten Sponsoren, warben um die Unterstützung der Stadtverwaltung. „Wir hatten das Glück, Talente zu finden“, sagt Cornelia Hofmann rückblickend. Dass die Grund- und Oberschule „Am Holländer“ damals die erste in Sachsen mit einer Bande war, war ein Segen. Und da Liebe auch durch den Magen geht, lernten die Auswärtigen den Kaffee und Kuchen, die Bockwurst und den Kartoffelsalat zum Spielbetrieb schnell schätzen.

Mit durchschnittlich 220 Zuschauern pro Spiel zählt der UHC heute zu den Vereinen, die die meisten Gäste anziehen. Im Rahmen der Geburtstagsfeier war es dem Vereinsvorstand auch darum ein Bedürfnis, „besonderen Menschen, die die zehn Jahre Leben möglich gemacht haben Danke zu sagen“, so der Vorsitzende Stephan Müller. Neben Wieland Oehme und Familie Hofmann waren dies Axel und Gabi Hamann, der einstige Trainer der Ersten Mannschaft Rainer Franze, Schulleiterin Elvira Flaschin, die bereits in der Grundschule die Weichen für den UHC-Nachwuchs stellt, sowie Lutz Iwan für seine Unterstützung speziell bei Veranstaltungen. Eine Extra-Ehrung erhielten Andrea Kießling „für mehr als zehn Jahre harte Küchenarbeit“ (Stephan Müller) sowie Johannes Weber für seinen künstlerischen Einsatz für den UHC. Apropos: Mit einem eigenen Lied haben sich die Floorballer zum Geburtstag selbst beschenkt – komponiert und professionell eingespielt von der Cover-Band „Bleeding Sunset“.

„Schon beim Hören der Probe-Akkorde habe ich Gänsehaut bekommen“, erinnert sich UHC-Mitglied Frank Weinberg, der sich gemeinsam mit René Baier durch eine lange Phase des Textens arbeitete. Zur Geburtstagsfeier am Wochenende feierte die neue Hymne Premiere.

Der Nachwuchs steht in den Startlöchern: Innerhalb der letzten zehn Jahre wuchs der Döbelner Verein und machte die Sportart „Floorball“ immer berühmter. Foto: Sven Bartsch